Ich saß gerade beim Frühstück, als eine Nachbarin vorbei kam und fragte, ob sie ihr Handy bei mir laden könnte. Magnus hat vor seiner Abreise mit einigen aus der Community besprochen, dass sie gegen einen finanziellen Ausgleich ihre Smartphones laden dürfen. Kein Problem also. Dann fragte sie, ob ich heute zur Minca (gesprochen: Minka) gehe. „Hmm. dachte ich… schon wieder Samstag?“ Wände im Innen- und Außenbereich mit Lehm verputzen war die Aufgabe. Also nichts wie hin!

Mincas sind in der Community organisierte gemeinschaftliche Hilfsarbeiten, die immer Samstags vormittags stattfinden. Wer ein paar Leute für eine Arbeit am Haus braucht, kann das auf dem Monatstreffen der Community anmelden und einen Termin machen. So treffen sich alle immer Samstags auf irgendwelchen Baustellen und helfen einander.
Wir gingen zu einem ca. 4 Meter durchmessendem runden Haus mit Strohdach in der Nachbarschaft. Ca. 12 Leute waren schon vor Ort und fleißig. Das Haus war hauptsächlich aus Holz und Stroh gebaut und sollte nun sowas wie verputze Wände bekommen.

Das tragende Gerüst für das Haus ist dem Dodekaeder, einem der platonischen Körper nachempfunden. Grundsätzlich eine sehr stabile Struktur, wenn die Knotenpunkte nicht aus Metallringen bestünden, die mit Schrauben in das Hirnholz an den Balken befestigt worden sind.
Kurzreferat
Nach DIN 1052 dürfen aufgrund fehlender Untersuchungen Nägel und Schrauben im Hirnholz nicht als tragend in Rechnung gestellt werden.
urteilt das Fraunhofer IRB. Aber hier ist es eben anders.

Der Putz wurde aus Erde mit Pferdemist hergestellt. Die Hinterlassenschaft der Pferde liefert ein recht feines Zellulosematerial, dass die spröde Erde zusammenhält. Sowas wie das Eisen im Stahlbeton. Die Mischung wird dann in die Strohdämmung der Wände und Dachelemente reingerieben, dass so etwas wie ein Haftgrund entsteht. Wenn der ein bisschen getrocknet ist, kommt eine dickere Lage, die der Wandoberfläche, die Form und Struktur gibt.

Der Neue bekommt natürlich die Stellen, die keinen Spaß machen. In einem engen Erker Dachschrägen von innen verputzen. Genau die richtige Arbeit für einen Meister, der üben möchte!

Die anderen Helfer reiben die Mischung in die Strohwände, rauchen Marihuana, reden viel und trinken Mate. Gemeinschaftliches Basteln, bei dem am Ende ein Haus rauskommt.



Für den Übergang von Wand zu Dach gab es eine einfache Regel: „Wenn Du Licht siehst, muss Lehm rein!“. „Wenn ich Licht durch das Dach sehe“, dachte ich, „dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es nicht dicht ist…“. Nun habe ich genaugenommen überhaupt gar keine Erfahrung im Verputzen mit Pferdemistputz eines ökologischen Hauses in den abgelegenen Regionen Südamerikas. Also: Hingucken und Lehm rein.

Zur Mittagszeit war es dann geschafft, und die Hausbesitzer sowie andere Nachbarn, die nicht geholfen haben, versorgten die Arbeiter mit Mittagessen. Dann wurde noch ein Bisschen geredet und schließlich löste sich die Versammlung auf.

Nachtrag am 20.03.2016:
Die Farbliche Gestaltung ist fertig: