Die Anfahrt aus Sao Paulo verlief unproblematisch. Mit der App „Uber“ habe ich einen Fahrer gefunden, der mich für 400 Realis, ca. 110 Euro die 250 km Richtung Norden gefahren hat.
Er wusste, dass die letzte Stadt Cunha heißt, und dass da irgend eine „spirituelle Gemeinschaft“ in der Nähe sein soll.
Seine erste Überraschung erlebte er allerdings, als er die beiden Hundekisten und meinen Rücksack auf dem Bürgersteig sah.
Mit ein Bisschen Drücken passte ales ganz genau ins Auto hinein.
Dann ging es wohlgemut auf die Stadtautobahn Richtung Norden.

In Cunha war er auch noch ganz gut gelaunt, doch als wir den kleinen Ort wieder verließen und auf Pisten kamen, die ich sehr gut aus Uruguay in Erinnerung hatte, machte er eine emotionale Berg-und Talfahrt durch….

Das lag zum Einen an den Wegbeschreibungen, die uns die Einheimischen gaben. Wir hatten zwar eine Anfahrtsbeschreibung, aber die ließ zu wünschen übrig. „Immer Richtung Wasserfall und dann weiter, bis rechts ein See kommt.“ war der Tenor des Textes.
„Dahinten!“ war die Aussage der Anwohner. Dabei zeichneten sie mit dem ausgestreckten Arm einen Viertelkreis in die Luft.

Also rauf auf den Feldweg. Das Gebirge hier ist recht gestaucht. Das heißt relativ kurze aber steile Steigungen und Gefälle, aber hauptsächlich folgt der Weg einem Talverlauf.
Nach 2 Kilometern kam wieder Asphalt. Für 100 Meter. Dann wieder Feldweg, 50 Meter Verbundsteine, Feldweg, steiniger Feldweg, Verbundsteine unter Asphalt, sehr steiniger Feldweg, staubiger Feldweg, Holzbrücke, Bambuswald, Rinderfarm.

Hier fragten wir wieder. „Da hinten!“ war die Antwort. Ich bemerkte eine herankriechende Unruhe bei meinem Fahrer. Der Mangel an vertrauten urbanen Reizen verunsicherte ihn. Darüber hinaus waren wir fast 10 km hinter Cunha in der Pampas und wirklich absehbar war das Ende der Fahrt noch nicht.
Plötzlich leuchteten seine Augen! Hinter einer Kurve öffnete sich unterhalb der Straße ein kleines Tal, das Terrassenförmig anstieg. Mit blau-weißem Glitzern rauschte sprudelndes Wasser die Terrassen aus dunklen Felsen hinab.
Wir hatten den Wasserfall erreicht.

Dieses Naturschauspiel schien ihn irgendwie zu verändern. Als hätte ihm jemand eine Augenbinde abgenommen, war er plötzlich hin und weg von der Schönheit der Natur und seine Laune hob sich schlagartig.
Die letzten 2 Kilometer vergingen wie im Flug und wir erreichten den Source Temple, mein neues Zuhause für die nächste Zeit.